
522 km (!) in 10 Tagen durch das australische „Outback“ – Extremsport at its best, darum geht es bei „The Track“, dem weltweit längsten Etappenrennen in Eigenversorgung. Sascha Gramm, Mitglied im Team ERDINGER Alkoholfrei, hat Unmögliches möglich gemacht und in 77 Stunden 50 Minuten und 17 Sekunden als bester Deutscher gefinisht! Erfahre, wie er sich auf die unglaublichen Strapazen vorbereitet hat und welche Hochs und Tiefs ihn während des Extremlaufs begleitet haben. Ein Drehbuch hätte man definitiv nicht besser schreiben können. Lies selbst!
Deine Route für diesen Artikel:
- Extremsport: Das ist „The Track“
- Etappe 0: Die Vorbereitung
- Etappe 1-9: Voll im Wettkampfmodus
- Geschafft! Sascha Gramm finisht als bester Deutscher
„The Track“ – Das Extrem des Extremsports
Wie mag man wohl darauf kommen, ein Rennen im absoluten Nirgendwo zu veranstalten und das auch noch über 500 km? Wir wissen es nicht. Eins aber ist sicher. Es fand tatsächlich statt. Und das nach der Premiere 2015 bereits zum dritten Mal. The Track ist der längste Etappenlauf der Welt, geht über eine Länge von 522 km sowie 1.700 Höhenmetern und startet in der Kleinstadt Alice Springs (ca. 25.000 Einwohner) im australischen Bundesterritorium Northern Territory zwischen Darwin und Adelaide. Ziel ist der Ayers Rock, in der Sprache der Aborigines „Uluru“ genannt. Der Sandsteinmonolith inmitten des trockenen „Red Centre“ gilt als einer der bekanntesten Berge Australiens. Soweit so gut.

Neben der Tatsache, dass die Distanz des Rennens 522 km beträgt – was so viel bedeutet wie einmal quer durch ganz Deutschland zu laufen (Distanz München – Berlin ca. 560km) – haben sich die 44 internationalen Teilnehmer während des Wettkampfs auch noch komplett selbst zu versorgen. Hier passt das Wort Extremsport also wirklich. Bis auf Wasser und Zelt (jede Nacht baut die Organisation ein Biwak auf) ist alles im Rucksack mitzuführen. Die Hälfte der Lebensmittel kann man aufgrund der Länge des Rennens jedoch abgeben und diese nach der Hälfte der Strecke wieder im Rucksack verstauen. Was für ein Glück.
Die dann zu absolvierenden Etappen gestalten sich wie folgt:
- Stage 1: Ellery Creek – Serpentine Chalet – 30 km – 700 hm
- Stage 2: Serpentine Chalet – Finke River – 41 km – 1.000 hm
- Stage 3: Finke River – Hermannsburg – 38 km
- Stage 4: Hermannsburg – Boggy Hole – 49 km
- Stage 5: Boggy Hole – Palmer River – 59 km
- Stage 6: Palmer River – Ernest Road – 58 km
- Stage 7: Ernest Road – Angas Downs – 64 km
- Stage 8: Angas Downs – Mt. Conner – 46 km
- Stage 9: Mt. Conner – Uluru – 137 km (Nonstop)
Das Zeitlimit pro Etappe beträgt 10 Stunden. Die letzte und zugleich längste Etappe muss innerhalb von 34 Stunden bewältigt werden.
Weitere Informationen
Du möchtest noch weitere Informationen zu Ablauf, Regeln, Anmeldegebühren, etc.? Hier findest du den Link zur offiziellen Veranstaltungsseite: www.canal-aventure.com
Los geht’s mit dem Abenteuer!
6 x 30 km: Intervalltraining mal anders
Wie aber bereitet man sich auf eine derartige Challenge vor? Kann man das überhaupt? Sascha Gramm zumindest hat sein Bestmögliches dafür getan:
Neben der Vorbereitung in Sachen Equipment ist es natürlich besonders wichtig, auch körperlich topfit die Reise ans andere Ende der Welt anzutreten.
So absolvierte Sascha mehrere Laufblöcke mit 9 kg (!) Gepäck, in denen er 6 Tage nacheinander bis zu 30 km lief.
Hinzu kam der eine oder andere Ultralauf, wie z. B. der Kölner Grüngürtellauf (65 km), der Lahntallauf in Marburg (50 km) oder der Pfälzer Bergland Trail über drei Tage (123 km mit ca. 4.000 Höhenmetern). Neben zahlreichen Kilometern Vorbereitung in den Beinen und regelmäßigen Kraft-, Stabilisations- und Koordinationseinheiten fand die eine oder andere Schwimmeinheit ebenfalls Platz im Trainingsplan. Mit gutem Gefühl machte er sich also auf den Weg nach Australien, auf zu „The Track“. Das war die letzte Nachricht, die uns vor dem Abflug von unserem Teammitglied erreichte:
„Morgen Abend um 22.20 Uhr startet das Abenteuer Australien. Ich fliege von Frankfurt über Dubai und Sydney nach Alice Springs. Mit dabei sein wird natürlich auch ERDINGER ALKOHOLFREI (siehe Foto).“

Na dann, viel Erfolg Sascha! Wir freuen uns auf deine Grüße aus Uluru ;)
Sascha Gramm ist in Australien angekommen: Lasset die Extremsport-Spiele beginnen!
Doch noch nicht so schnell. Vor dem Startschuss nächtigten die abenteuerlustigen Teilnehmer sowie das Betreuerteam bereits zweimal in Zweimannzelten im Basecamp, um sich auf die äußeren Umstände einzustellen. Zudem wurde die Zeit vor dem Rennen dazu genutzt, den Medizin- und Ausrüstungscheck durchzuführen.

Am dritten Tag im Outback erfolgte dann endlich (wenn man das in Anbetracht der anstehenden Strapazen so sagen kann) der Start zu diesem ganz besonderen Extremsport-Wettkampf. Wer gedacht hatte, dass die ersten zwei Etappen über 30 bzw. 41 km dafür vorgesehen wären, die Teilnehmer allmählich ins Rennen zu bringen, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Denn diese Etappen hatten es regelrecht in sich. Die Route führte mit einigen Höhenmetern über Berge und dies größtenteils auf unbefestigtem und kräftezerrendem Geläuf, wo stets besondere Vorsicht geboten war. Dies galt auch für die nachfolgenden Etappen, die durch unzählige, ausgetrocknete Flussbetten, Steinmassive, Geröll, rote Sandpisten, Dünen oder auf unbefestigten Wegen neben dem Highway verliefen. Schweres Terrain.
„Bei der Dauer eines solchen Rennens ist es besonders wichtig, eine gewisse Routine zu entwickeln, an welcher man sich jeden Tag orientieren kann. Wie packe ich meinen Rucksack für die Herausforderungen des Tages? Denn das ist in Anbetracht der sehr unterschiedlichen Wetterverhältnisse und Temperaturen (43 Grad am Tage bis zu drei Grad unter dem Gefrierpunkt in der Nacht) eine nicht zu vernachlässigende Frage. Nach wenigen Tagen hatte ich meinen Rhythmus gefunden.“


Extremsportler feiert 40. Geburtstag auf fünfter Etappe
Ein ganz besonderes Highlight stand für Sascha Gramm am Tag der 5. Etappe an. Es war der 19. Mai. Sein Geburtstag. Und noch dazu sein 40. Die meisten hätten sich wohl für eine große Feier mit Freunden und der Familie entschieden. Ganz entspannt zu Hause im eigenen Garten oder im Festsaal der Gemeinde. Wie auch immer. Sascha Gramm eben nicht.
Vermutlich hätte er sich nichts Schöneres wünschen können. Also nochmal nachträglich: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Die Feier wird trotzdem auf jeden Fall nachgeholt, wie er uns versicherte… ;-)
Recovery day mit 44 zu laufenden Kilometern soll Extremsportler zur Regeneration verhelfen
Lassen wir unseren Abenteurer auf den letzten Etappen doch selbst zu Wort kommen: „Vor der Königsetappe von 137 km, welche nonstop zu laufen war, stand der „recovery day“ über 44 km auf dem Programm. Hintergrund: Diese 8. Etappe sollte man ökonomisch und kräftesparend nach Hause bringen, um bestmöglich „ausgeruht und regeneriert“ in die Schlussetappe gehen zu können. Andere Läufer trainieren mehrere Jahre dafür, einmal einen Marathon über 42,195 km zu meistern und wir reden bei 44 km von Regeneration? Beim genauen Überlegen verdeutlicht diese Tatsache die Dimensionen des Rennens. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Zahl der Läufer schon extrem zusammengeschrumpft, da viele Sportler mit Verletzungen (Fuß- und Armbruch, Gesichtsfrakturen, offene Füße) das Rennen aufgeben mussten. Umso höher ist es einzuschätzen, dass sich einige von ihnen für die noch aktiven Läufer bei Checkpoints z.B. bei der Wasserverpflegung oder auch mit motivierenden Worten eingebracht haben – was für ein selbstloser Sportsgeist! Aufgrund dieser Tatsachen wird einem erst richtig bewusst, dass es sich hier nicht um irgendeinen ungefährlichen Lauf handelt, sondern dass es schnell ernst werden könnte.
Extrem, extremer – The Track: Sascha Gramm läuft mit Bänderdehnung und am Rande der Halluzination
Auf der letzten Etappe war ich bereits durch die 385 km der acht zurückliegenden Tage gezeichnet. Neben einer Bänderdehnung, welche ich mir beim Umknicken innerhalb eines Flussbettes zugezogen hatte, zierten zahlreiche Blasen und Druckstellen meine Füße. Ich hatte nun Scheuerstellen und die zwei Sehnen in meinen Sprunggelenken waren so entzündet, dass meine Füße denen eines Elefanten ähnelten.
Wie es der Zufall wollte, lief ich bei Kilometer 70 urplötzlich neben meiner Zeltmitbewohnerin Andrea. Es war inzwischen dunkel geworden und auch Andrea hatte körperliche Probleme. Wir sind die komplette Woche nicht einmal zusammen unterwegs gewesen, aber nun entschieden wir uns dazu, die australische Nacht gemeinsam meistern zu wollen – und das war das Beste, was passieren konnte.
Wir kämpften uns von Checkpoint zu Checkpoint, verpflegten uns, hielten uns gegenseitig wach und die Laune trotz permanent vorhandener Schmerzen lange hoch. Es ist mir auch weiterhin ein Rätsel, wie wir immer wieder Tempo aufnahmen, um die Leidenszeit bis zum Ziel irgendwie reduzieren zu können. Wir sahen Dinge, die nicht da waren und der Asphalt bewegte sich.
„Andrea sagte zu mir: „Sascha, merkst Du, es geht los?!“ Meine Antwort: „Wir sind schon mittendrin, Andrea!“ Gemeint war der Punkt der absoluten Erschöpfung am Rande der Halluzination.“
Nach gut 25 Stunden erreichten wir total erschöpft, Hand in Hand das Ziel in unmittelbarer Nähe des Ayers Rock. Es dauerte eine ganze Weile bis ich realisieren konnte, dass ich dieses Rennen tatsächlich finishen konnte und das noch auf Platz 10 als bester Deutscher. Insgesamt war ich 77 Stunden 50 Minuten und 17 Sekunden im Outback läuferisch aktiv.
Mein Fazit:
Der längste Etappen-Lauf der Welt über 522 km und 9 Etappen als Selbstversorger ist tatsächlich geschafft! Und das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit, denn weniger als 50 Prozent der Starter konnten bei diesem Extremsport-Event finishen. Umso größer ist die Freude auch bei mir – vor allem in Anbetracht der steinigen Vorbereitungen mit einer ewig andauernden, hartnäckigen Erkältung innerhalb der letzten Wochen vor dem Startschuss.“