VO2max, anaerobe Schwelle, Wattzahl – alles Kennzahlen, die deine aktuelle Leistungsfähigkeit limitieren. Wir lichten den physiologischen „Urwald“. Welche Werte gibt es? Was sagen sie aus? Unser Perspektivteam-Athlet Frederic Funk wurde bei STAPS im Rahmen einer Leistungsdiagnostik gründlich unter die Lupe genommen. Mehr dazu erfährst du im Video.
Das erwartet dich:
- Was ist „eine“ Leistungsdiagnostik, was muss ich mir darunter vorstellen
- Wie läuft eine Leistungsdiagnostik ab
- Frederic Funk bei STAPS in Aktion
- Expertentipps zur Leistungsdiagnostik
- Physiologische Kennzahlen und was sie für deine Leistungsfähigkeit bedeuten
Leistungsdiagnostik – was ist das überhaupt?
Kurz und knapp: Leistungsdiagnostik – Die Ermittlung der aktuellen Leistungsfähigkeit
Ob bei Vollblut-Profis ambitionierten Hobbysportlern oder völligen Laien, ohne Leistungsdiagnostik geht nichts. Naja – zumindest einem Gesundheitscheck sollte sich jeder unterziehen. Dadurch können Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Lungenfunktionsstörungen abgeklärt werden. Bei manchen Veranstaltungen, wie beispielsweise dem Eurodistrikt-Marathon oder dem Halbmarathon Meran-Algund bereits ohnehin ein Muss. Aber was ist eigentlich diese Leistungsdiagnostik, von der alle sprechen? Vorab: DIE Leistungsdiagnostik gibt es nicht.
Bei dieser Art der Leistungsdiagnostik geht es vorrangig um die Analyse von Energiebereitstellungsprozessen - also deiner rein körperlichen Leistungsfähigkeit. Je nach Form, Intensität und Dauer der Belastung sind verschiedene Stoffwechselvorgänge aktiv. Diese werden in der physiologischen Leistungsdiagnostik auf leistungsbeeinflussende Faktoren hin untersucht (Herzfrequenz, VO2max, Laktat etc. – mehr dazu später).
Die biomechanische Leistungsdiagnostik
Hierbei steht die Erfassung der physikalischen Größen während unterschiedlichen Bewegungen im Vordergrund. Beispielsweise wird hier beim Radfahren die maximale Trittkraft oder auch die Kraftverteilung auf die beiden Pedale gemessen. Immer mit dem Ziel der Optimierung von Bewegungsabläufen.
Swim, bike, run – Physiologische Defizite aufdecken und durch Trainingssteuerung besser werden
Die Trainingssteuerung im Triathlon hängt maßgeblich von den physiologischen Faktoren (Herzfrequenz, VO2max, etc.) ab. Je nach Sportart und sportlicher Zielsetzung werden unterschiedliche Testverfahren und Messprotokolle bei einer physiologischen Leistungsdiagnostik angewandt. Dies kann schon mal zwischen einer und vier Stunden dauern. Im Vordergrund steht, dass die beiden Energiebereiche (aerob, anaerob) einzeln diagnostiziert werden.
- Bei geringen bis mäßigen Belastungen (Bsp. Gehen, langsamer Lauf)
- Oxidativ, Versorgung der Muskulatur über Sauerstofftransport
- Verbrennung von Kohlenhydraten und Fetten
- Bei höheren Belastungen (Bsp. längere Sprints, intensive Läufe)
- Sauerstofftransport reicht nicht mehr aus, um Muskulatur zu versorgen
- Muskeln müssen Energie ohne Sauerstoff bereitstellen (anaerob)
- Laktat entsteht
Wichtig zu wissen: Die Werte einer Laufbanddiagnostik können nicht auf das Radfahren übertragen werden und umgekehrt. Dafür aber lassen sich die Werte aus dem Labor problemlos ins Training übertragen. So ermöglicht Leistungsdiagnostik erst eine gute Trainingssteuerung:
- Trainingsbereiche festlegen
- physiologische Defizite aufdecken
- Trainingsinhalte anpassen
- individuelles Training gestalten
Video: Frederic Funk bei seiner Leistungsdiagnostik mit STAPS
Wir haben unseren Perspektivteamathleten bei seiner Ausbelastung begleitet. Währenddessen klärt uns STAPS Experte Hosea Frick über die Hintergründe auf. Weißt du, warum man am Tag der Leistungsdiagnostik auf Kaffee verzichten sollte? Schau rein:

Zahlen, Daten, Fakten
Diese Ergebnisse nimmst du aus der Leistungsdiagnostik mit und das bedeuten sie:
Herzschläge pro Minute, die unter größtmöglicher körperlicher Anstrengung erreicht werden können. Maßgeblich abhängig von Alter und Trainingszustand.
Wichtige Kennzahl für pulsorientiertes Training. Die Anzahl der Schläge pro Minute wird zum Gradmesser für die körperliche Belastung. Genaue Steuerung der Trainingsintensität möglich.
Wenig Aussagekraft über die Leistungsfähigkeit, da individuell sehr unterschiedlich.
Sauerstoffaufnahmekapazität des Körpers unter maximaler Ausbelastung. Angabe in Liter pro Minute. Hängt maßgeblich vom Körpergewicht ab.
Wichtige Kennzahl für die Beurteilung des aeroben Ausdauerleistungspotenzials. Sollte möglichst hoch ausfallen bei Ausdauersportlern (Triathleten). Die Trainierbarkeit liegt bei 20-50%.
Normwerte:
- Frauen: ca. 35 ml/min/kg
- Männer: ca. 40 ml/min/kg
- Ausdauersportler: ca. 60-80 ml/min/kg
Maximale Geschwindigkeit bei körperlicher Ausbelastung. Angabe in min/km (Pace) oder km/h (Geschwindigkeit).
Maximal getretene Wattzahl bei körperlicher Ausbelastung. Angabe in Watt.
Umschaltprozess vom aeroben zum gemischten aerob-anaeroben Stoffwechsel. Es ist erstmals ein Anstieg des Laktatwerts gegenüber dem Ruhewert zu messen.
Verhältnis von der Sauerstoffaufnahme zur Kohlendioxidabatmung.
- Werte < 1: Aerober Stoffwechsel dominiert.
- Werte > 1: Anaerober Stoffwechsel dominiert.
Eine hohe Laktatbildungsrate weist darauf hin, dass bevorzugt Kohlenhydrate verstoffwechselt werden. Für Sprinter gut, im Ausdauersport eher schlecht. Hier wird ein hoher Fettstoffwechsel angestrebt (aerob).
Bei Ausdauersportlern (Triathleten) sollte die Kennzahl daher möglichst niedrig ausfallen.
Anaerobe Schwelle: Höchstmögliche Belastungsintensität, unter der die Laktatbildung und der Abbau noch im Gleichgewicht gehalten werden kann. Somit übersäuert der Muskel (noch) nicht.
Wichtige Kennzahl zur Einteilung der individuellen Trainingsbereiche.
Messung des Körperfetts mittels Caliper. An mehreren Stellen des Körpers wird die Dicke einer zusammengekniffenen Hautfalte gemessen.
Normwerte:
- Frauen: 20-30%
- Männer: 10-20%
- Profisportler: 8-12%
Infobox
Aus den gewonnen Werten einer Leistungsdiagnostik können …
- individuelle Trainingsbereiche (leichte, moderate und hohe Trainingsintensität)
- eine Prognose der Wettkampfzeit
- das Leistungspotential auf dem Rad & beim Laufen
- die Erholungsfähigkeit
- Physiologische Kennzahlen und was sie bedeuten
Entscheide selbst!
Wie du im Video gehört hast, ist eine Leistungsdiagnostik für jeden ambitionierten Athleten sinnvoll. Deine Trainingssteuerung profitiert mit Sicherheit davon. Grundsätzlich entscheidest natürlich du selbst, ob du der Wahrheit ins Auge sehen willst und deine aktuelle Leistungsfähigkeit ermitteln lässt. ABER: Die Ergebnisse können von deinen Erwartungen abweichen. Sei also nicht frustriert, wenn du mit unerwünschten Werten nach Hause gehst, sondern nutze die Leistungsdiagnosen als Motivation an dir zu arbeiten. In diesem Zusammenhang macht es daher durchaus Sinn, die Leistungsdiagnostik regelmäßig zu wiederholen.