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Warum dich Mut nicht nur im Sport weiterbringt

#Triathlon

Nicht lange grübeln. Handeln!

Warum dich Mut nicht nur im Sport weiterbringt

Mut bedeutet, sich seiner Angst zu stellen, etwas Neues zu wagen und sich infolgedessen weiterzuentwickeln – und das nicht nur im Sport. Für die einen versteckt sich dahinter, einen fremden Menschen anzusprechen, für die anderen, sich selbstständig zu machen und für wieder andere, am entscheidenden Wettkampftag an ihre Grenzen zu gehen. Was wirklich mutig ist, wie man es wird und ob sie es mit dem Mut auch schon einmal übertrieben haben, darüber haben wir mit den Profitriathleten Patrick Lange, Andreas Dreitz und Nils Frommhold gesprochen.

Was ist Mut?

„Eine Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation seine Angst zu überwinden“

So jedenfalls lautet die Definition des Duden. Doch mutig sein heißt nicht, sich in waghalsige Aktionen zu stürzen oder sich vor nichts zu fürchten. Stattdessen geht es darum, seine Ängste zu kontrollieren. Eben auch einmal „Nein“ zu sagen. Sehr häufig begegnet uns das in ganz alltäglichen Situationen. Mut ist eine emotionale Stärke, die dir dabei hilft, über deinen eigenen Schatten zu springen. Für Profisportler Nils Frommhold bedeutet das: „Sich aus seiner eigenen Komfortzone zu bewegen. Sich an Dinge heranzuwagen, bei denen man nicht zu 100% weiß, wie sie ausgehen bzw. die im Extremfall scheitern können.“

Wer sich das traut, entwickelt sich weiter, wird besser und kann an Niederlagen wachsen. Besonders wenn wir etwas riskieren, dessen Konsequenzen nicht absehbar sind, wächst unser Selbstvertrauen. Und wenn es einmal nicht klappt? Halb so wild! Sei stolz darauf, dass du dich deinen Ängsten gestellt hast. Genau diese gilt es zu überwinden - im Sport und im Alltag.

Für Patrick Lange bedeutet Mut daher: „Voranzugehen, Risiken und Verantwortung zu übernehmen und vielleicht auch den Pfad, der etwas ausgetreten ist, zu verlassen. Für sich selber einzustehen.“ Nicht nur im Triathlon, denn Mut wird überall gefordert.

Was braucht es, um mutig zu sein?

  • Patrick Lange: „Jeder kann mutig sein und sollte bereit sein, über seinen eigenen Schatten zu springen. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die wirklich mutig sind.“
  • Andreas Dreitz: „Eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sowie die Aussicht und das Vertrauen auf Erfolg.“
  • Nils Frommhold: „Man muss eine gehörige Portion Selbstbewusstsein entwickeln. Mutig ist nur derjenige, der auch von einem positiven Ausgang überzeugt ist. Es reicht also nicht nur aus, „aktiv“ zu sein, sondern es gehört ein Plan dazu, den man schlussendlich umsetzen muss. Am besten hat man sich diesen Plan vorab überlegt.“

Was braucht es, um mutig zu sein?
© Ingo Kutsche

Wie reagiert der Körper auf Mut?

Wer mutig sein will, braucht genügend Selbstkontrolle, um die Angst zu beherrschen. Denn Angst und Mut liegen, was die körperliche Reaktion angeht, sehr nah beieinander. In unserem Körper kommt hierbei die sogenannte Amygdala ins Spiel, ein bestimmtes Areal im Gehirn. Sie ist unsere Lebensversicherung! Denn sie aktiviert Kampf- oder Fluchtreaktionen, wenn uns unsere eigenen Emotionen in der Gefahrensituation blockieren würden. Das Tückische: Die Amygdala wird ebenso aktiv, wenn keine „reale Gefahr“ droht – bei Situationen, die uns schlichtweg „nur“ Angst machen. So entstehen Gefühle wie Nervosität oder Unsicherheit, die uns dann daran hindern, offen unsere Meinung zu sagen oder uns für einen Marathon anzumelden. Um diese Angst zu überwinden und mutig zu sein, muss die Struktur im Gehirn reguliert werden, sodass uns die Angst nicht mehr blockiert – das braucht jede Menge Selbstkontrolle und Übung.

Info

Wer sich regelmäßig seinen Ängsten stellt, wird die Amygdala leichter beruhigen und so in herausfordernden Situationen einfacher auf sein Potential zurückgreifen können.

Bei mutigen Aktionen geht es nicht um ein komplettes Ausschalten der Angst – sondern darum, etwas trotz der Unsicherheit zu tun.

Mut im Sport

Mut im Sport
© Ingo Kutsche

„Wenn man nichts wagt und riskiert, kann man auch nicht viel gewinnen.“ – Andreas Dreitz

Die eigene Komfortzone verlassen und sich nicht vor Niederlagen fürchten – beides ist wichtig, wenn wir auf ein Ziel hinarbeiten. Genau diesen Mut braucht es im Sport! „Ein Triathlet benötigt zunächst Mut, etwas zu versuchen. Er muss sich selbst überwinden und an sich arbeiten. Dazu gehört genauso der Mut zur Pause und Erholung. Zu viel Mut kann einem auf der Langdistanz zum Verhängnis werden, hier kommt es eher auf Zuversicht und Geduld an“, meint Andreas Dreitz. Im Sport geht es um den richtigen Augenblick: Im passenden Moment etwas riskieren, seine Angst überwinden. Nur wer mutig ist, schafft es, an seine Grenzen zu gehen und diese vielleicht sogar zu überwinden. Doch es geht nicht nur darum, immer mehr zu wollen.

„Umgekehrt kann es natürlich auch mutig sein, gerade eine Attacke nicht mitzugehen und in dem Moment mehr auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen als blind etwas zu machen, was über den eigenen Möglichkeiten steht. Mut kann sich also auf verschiedene Weisen auszahlen“, erklärt Nils Frommhold und womit er absolut Recht hat. Denn Übermut kann einem Sportler schnell zum Verhängnis werden. Es geht auch hier um das passende Maß zwischen Mutlosigkeit und Wagemut, welches selbst Profisportler wie Patrick Lange nicht immer finden: „Zu viel Mut ist mir leider schon hin und wieder zum Verhängnis geworden. Ich denke da zum Beispiel an den ein oder anderen Sturz beim Radfahren, wo ich mich einfach übermütig eine Abfahrt hinabgestürzt habe und dann doch auf dem Boden geendet bin. Aber man lernt aus diesen schlechten Erfahrungen immer dazu.“ Sich selbst im Sport zu überschätzen, kann somit genauso negativ sein, wie überhaupt keinen Mut aufzubringen.

Mut im Sport
© Ingo Kutsche

Lässt sich Mut trainieren?

„Ich denke ja! Jeden Tag ein wenig mehr. Ich glaube, es kann eine unglaublich große Erleichterung sein, wenn man sich Stück für Stück weiterentwickelt. Mentale Techniken können helfen, mutiger durchs Leben zu gehen“, ist die Antwort von Triathlet Patrick Lange auf diese Frage. Langsam seine Komfortzone zu erweitern, nicht ständig über seine Ängste nachzudenken, sondern einfach einmal machen, sich ausprobieren – nur so wird man mutiger. Es ist wie bei einem Muskel: Wird er trainiert, wächst er. Je häufiger wir uns unangenehmen Dingen stellen, desto eher können wir die Angst beherrschen und mutig handeln. Das Selbstvertrauen wächst und das Unterbewusstsein merkt, dass eben diese Dinge sogar zu Erfolgen führen können.

„Die beste Möglichkeit, Mut im Rennen zu lernen, ist Ausprobieren und vielleicht sogar zu scheitern. Nur so lernt man seine persönlichen Grenzen kennen und setzt den Lernprozess in Gang. Die Erfahrungen helfen einem, es das nächste Mal noch besser zu machen bzw. seinen Plan anzupassen“, sagt Nils Frommhold.

Sich trauen vom Außergewöhnlichen zu träumen, neugierig zu sein und keine Zeit mit unnötigem Nachdenken zu verschwenden, das sind die ersten Schritte hin zu mehr Mut. Denn wer zu lange grübelt, trifft keine Entscheidung. Dabei geht es um die kleinen Dinge, die wir normalerweise vermeiden: Einfach einmal einen fremden Menschen nach dem Weg fragen, sich bei einem Lauf anmelden, eine neue Sportart ausprobieren. Darin gilt es, das Positive zu sehen und nicht die möglichen negativen Konsequenzen in den Vordergrund zu stellen. Und falls etwas doch einmal schief geht, gewinnt man an Erfahrung, denn wir sollten bereit sein, zu scheitern.

Lässt sich Mut trainieren?
© Ingo Kutsche

„In vereinzelten Situationen meines Lebens hätte ich mir mehr Mut gewünscht. Darauf zurückzublicken nach dem Motto „was wäre gewesen, wenn“ bringt einen jedoch nicht weiter und man muss schauen, wie man eine solche Situation künftig besser meistert.“ – Andreas Dreitz

Das Wichtigste aber ist Handeln! Auch Nils Frommhold kann das bestätigen: „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich es niemals bereut habe, etwas versucht zu haben. Nur so besteht die Chance, belohnt zu werden, als immer abzuwarten und ggf. nicht zu wissen, wie weit man gehen kann. Es ist immer erfolgsversprechender, aktiv an einem positiven Ausgang seines Rennens zu arbeiten, als zu passiv zu sein. Natürlich muss man die Attacke an das eigene Stärken-/ Schwächen-Profil anpassen.“

Und das gilt nicht nur im Sport, sondern in vielen Bereichen des Lebens. Mut bringt einen weiter, ob im Training, im Berufsleben oder im Familienalltag!

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